Eigenfertigung-Fremdbezug
Inhaltsübersicht
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1. Grundlegendes
Die Entscheidung, Produkte (oder Dienstleistungen) für den innerbetrieblichen Gebrauch selbst herzustellen oder von anderen Unternehmen zu erwerben, ist eine strategische Unternehmensentscheidung. Wenn notwendige Produkte oder Dienstleistungen von anderen Unternehmen billiger und besser angeboten werden, sollte in der Regel auf die eigene Produktion verzichtet werden. Neben zahlenmäßig erfassbaren Kosten müssen auch qualitative Aspekte wie Ausbildung, Qualität, technische und logistische Voraussetzung berücksichtigt werden.
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist es auf Grund fehlenden Know-hows und mangelnder Kapazitäten unumgänglich, auf externe Waren- und Dienstleistungsanbieter zurückzugreifen. Wird ein Produkt nur zeitweise und nicht regelmäßig benötigt, ist es wenig sinnvoll, eigene Spezialisten zu beschäftigen.
2. Kriterien für die Entscheidung „Eigenfertigung oder Fremdbezug?“
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Vertrieb:
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Situation am Markt (Nachfrage, Preise)
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Konkurrenz
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Sortimentsgestaltung
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Produktion:
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Mitarbeiterqualifikation (Know-how)
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Beschäftigungsgrad
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Kapazität (Engpässe?)
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Qualität
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gesetzliche Vorschriften
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Flexibilität
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konkurrenzbedingte Geheimhaltung eigener Entwicklungen und Kenntnisse
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Abhängigkeit von Lieferanten wegen Spezialanfertigungen
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Betriebssituation:
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Anlage- und Umlaufvermögen
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Deckungsbeiträge
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Rentabilität
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Investitionsrisiko
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Logistik:
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steigende Kosten für Lagerhaltung bei geringerer Produktionstiefe
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zusätzliche Kosten durch verstärkte Wareneingangskontrollen
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3. Was muss bei der Urteilsfindung besonders beachtet werden?
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Absatz bzw. zu erwartende Umsatzerlöse:
Hier sind möglichst realistische Einschätzungen gefragt. Der Vertrieb ist bei der Entscheidungsfindung hinzuzuziehen. Gegebenenfalls können Marktforschungsstudien in Auftrag gegeben werden.
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Kosten:
Zu beachten ist hierbei, dass der Teil der Fixkosten, der nicht von der Fertigung beeinflusst wird, trotzdem entsteht und durch die wegfallenden Umsätze nicht mehr abgedeckt wird. Deshalb ist eine möglichst genaue Aufschlüsselung der Kosten nach variablen Kosten sowie absoluten und zurechenbaren Fixkosten erforderlich.
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Situation am Beschaffungsmarkt:
Der Beschaffungsmarkt hat Auswirkungen auf die Notwendigkeit der Lagerhaltung, wenn z. B. bestimmte Produkte auf dem Markt nicht ständig verfügbar sind. Dies kann einen beträchtlichen Kostenfaktor darstellen.
4. Wie wird der Kostenvergleich durchgeführt?
Bei der Entscheidung für oder gegen Fremdbezug ist die im Unternehmen vorhandene Kapazität ausschlaggebend.
4.1 Kostenvergleich bei freier Kapazität
Wenn die bei Eigenfertigung entstehenden variablen Stückkosten unter den Einstandspreisen liegen, sollte das Produkt selbst hergestellt werden. Die Fixkosten fallen auf Grund der Betriebsbereitschaft unabhängig davon an, ob zusätzlich produziert wird oder nicht.
Beispiel:
Es muss geprüft werden, ob ein Maschinenteil selbst gefertigt oder hinzugekauft werden soll. Hierzu werden die jeweils entstehenden Kosten verglichen. Fixkosten gehen nicht in die Berechnung ein, da sie unabhängig davon anfallen, ob zusätzlich produziert wird oder nicht.
Die Eigenfertigung ist auf Grund der niedrigeren Kosten vorzuziehen.
4.2 Kostenvergleich bei Kapazitätsstilllegung
Um Fixkosten zu senken, können Kapazitäten stillgelegt und die entsprechenden Produkte hinzugekauft werden. Hierbei ist zu beachten, dass durch die Stilllegung nur ein Teil der Fixkosten abgebaut wird. Der Kostenvergleich wird in Form von Investitionsrechnungen (Investitionsrechnungsverfahren) durchgeführt.
4.3 Kostenvergleich bei Kapazitätsausbau
Bei großer Nachfrage und positiver Einschätzung ihrer zukünftigen Entwicklung kann es sinnvoll sein, die eigenen Kapazitäten auszubauen. Der Umfang des Ausbaus ist von der Einschätzung der zu erzielenden Verkaufsmengen und -preise abhängig. Qualitative Faktoren müssen hier ebenfalls Berücksichtigung finden:
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variable Kosten und Fixkosten
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räumliche Gegebenheiten
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Infrastruktur
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Einschätzung der technischen Weiterentwicklung (Wann wird die Anlage überholt sein?)
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Entsorgungsfragen
Häufig ist die Frage, ob das Produkt selbst hergestellt werden soll oder nicht von dervoraussichtlich zu verkaufenden Stückzahl abhängig. Immer dann, wenn der Break-Even-Punkt der Eigenfertigung vor der Gewinnschwelle des Fremdbezugs liegt, sollte bei diesen niedrigeren Verkaufszahlen selbst produziert werden. Der kritische Wert, bei dem die Kosten von Eigenfertigung und Fremdbezug gleich sind, liegt bei der grafischen Darstellungsweise im Schnittpunkt der beiden Gesamtkostenkurven. Er lässt sich auch rechnerisch ermitteln (kritischer Wert).
Ein entscheidender Faktor ist die Gleichmäßigkeit des Absatzes: Da bei Eigenfertigung der Fixkostenblock größer ist, schlagen sich Absatzschwankungen stärker auf den Gewinn nieder, da die Fixkosten unabhängig von verkauften Stückzahlen abgedeckt werden müssen.