Zielkostenmanagement

Um preislich konkurrenzfähig bleiben zu können, muss sich der Verkaufspreis an den Marktbedingungen ausrichten. Marktpreise sind bei großer Konkurrenz selbstständige Größen, die weniger von den Selbstkosten als von der Nachfrage bestimmt werden. Damit ein Gewinn erzielt werden kann, müssen die Kosten im entsprechenden Verhältnis zum Verkaufspreis stehen.

Das Zielkostenmanagement ist ein wettbewerbsorientiertes Verfahren der Kostenplanung und -steuerung, bei dem die zulässige Höhe der Produktkosten aus dem erzielbaren Marktpreis und dem angestrebten Gewinn abgeleitet wird. Die so ermittelten Kostenvorgaben sind bei der Produktentwicklung und -fertigung einzuhalten. Im Gegensatz zur Kosten- und Leistungsrechnung wird der Marktpreis nicht auf der Basis der entstandenen Kosten kalkuliert; die Kosten (Produkteinzelkosten und gegebenenfalls Gemeinkosten) richten sich hier vielmehr nach der Höhe des zu erwartenden Umsatzes. Damit werden die Kosten hier nicht, wie in der Kosten- und Leistungsrechnung, nur dargestellt, sondern beeinflusst. Kosten werden nicht mehr als unveränderliche Größen behandelt. Der Marktpreis bestimmt die Kosten, und nicht umgekehrt die Kosten den Marktpreis.

Diese Form der Kostenplanung ist zielorientiert, da sie sich am Ziel des Markterfolgs ausrichtet. Produktion und Verkauf werden hier nicht als aufeinander folgende und voneinander unabhängige Phasen gesehen, sondern als ein Ganzes: Nicht nur die Auswahl der Endprodukte (das Was) orientiert sich am Markt; auch der Fertigungsprozess selbst (das Wie) ist an Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet.

1. Welche Kosten werden berücksichtigt?

Neben den Einzelkosten ist es bei höheren Gemeinkosten auch sinnvoll, auch diesen Kostenbereich zu erfassen. Damit werden folgende Kostenarten berücksichtigt:

Einzelkosten

  • Materialeinzelkosten

  • Fertigungslohn

  • sonstige direkte Fertigungskosten

Gemeinkosten

  • Kosten für Forschung und Entwicklung

  • Abschreibungen (Maschinen und Fertigungsanlagen)

  • sonstige Gemeinkosten (Materialwirtschaft, Einkauf, Vertrieb, Werbung usw.)

2. Wie wird das Zielkostenmanagement durchgeführt?

2.1 Marktpreis bestimmen

Durch Erfahrungswerte, Schätzungen und Ergebnisse von Marktforschungsstudien kann ermittelt werden, welchen Preis Kunden für ein bestimmtes Produkt zahlen wollen.

2.2 Kundenwünsche ermitteln

Die Ansprüche der Kunden an das Produkt (Funktion, Design, Material usw.) werden (gegebenenfalls per Marktforschung) ermittelt. Insbesondere sollten auch die beim Kunden vorhandenen Rangfolgen/Gewichtungen der verschiedenen Merkmale aufgenommen werden. Auf dieser Basis werden die notwendigen Bestandteile des Produktes festgelegt. Für diese werden die Produktstandardkosten überschlagen.

2.3 Zielgewinn festlegen

Der angestrebte Gewinn setzt sich zusammen aus

  • Unternehmensrendite und

  • Deckungsbeitrag

und wird in Prozent ausgedrückt.

2.4 Zielkosten festlegen

Die Grundfrage ist „Was darf das Produkt (höchstens) kosten?“ und nicht mehr „Was muss das Produkt kosten?“. Kosten beziehen sich hierbei nicht auf den Produktionsbeginn oder einen anderen Zeitpunkt, sondern auf die gesamte Lebensdauer des Produktes und umfassen deshalb auch Anlauf- und Entsorgungskosten.

Wenn die Zielkosten, wie es in der Regel der Fall ist, unter den Produktstandardkosten liegen, sind die Kosten zu senken.

Der Zielkostenindex bezeichnet die Abweichung der Produktstandardkosten von den Zielkosten. 1 bezeichnet den Fall, wenn Standard- und Zielkosten gleich hoch sind. Liegt der Wert des Zielkostenindex über 1, müssen weitere Anstrengungen zur Kosteneinsparung unternommen werden. Ist er kleiner als 1, ist das Teil noch günstiger als unbedingt erforderlich.

Beispiel:

Beim Sattel muss über weitere Kosteneinsparungen nachgedacht werden, die Gangschaltung wird bereits kostengünstig hergestellt.

2.5 Zielkosten zuordnen (Zielkostenspaltung)

Den verschiedenen Produktionsschritten werden Zielkostenanteile zugeordnet.

2.5.1 Funktionsmethode:

Diese Methode wird vor allem bei neu einzuführenden Produkten angewandt. Sie ist wegen der Notwendigkeit der Kundenbefragung relativ aufw“ndig, insbesondere bei Produkten mit vielen verschiedenen Funktionen. Häufig werden „harte Funktionen“ (Technik) von „weichen Funktionen“ (Benutzerfreundlichkeit) unterschieden.

Vorgehensweise:

  • alle Funktionen auflisten

  • Funktionskatalog von Kunden bewerten und gewichten lassen

Beispiel: Fahrrad

Die Einzelnen Funktionen lassen sich noch weiter aufschlüsseln. Der größte Wert wird auf eine gute Gangschaltung, den Sattel und das Gewicht des Fahrrades gelegt (Funktion A). Dann folgen Bremsen und Beleuchtung (Funktion B) sowie Lackierung und Formgebung (Funktion C).

2.5.2 Komponentenmethode:

Anhand der Struktur eines Vorgängermodells oder Konkurrenzproduktes werden die Kosten den Einzelnen Teilen zugeordnet. Vorsicht bei der Übernahme von unwirtschaftlichen Kostenverteilungen!

Beispiel:

Wenn die Zielkosten für einen Bereich unterschritten werden, kann die Differenz einem – möglichst verwandten – anderen Bereich zugeschlagen werden. Diese Form des Ausgleichs darf aber nicht zu einer verminderten Kosteneinsparung dort führen, wo eine Reduzierung der Kosten noch möglich wäre. Dies hieße, den Gewinn unnötig zu schmälern.

2.6 Kosten reduzieren

Eine Kosteneinsparung kann erreicht werden durch:

  • Bestellmengenoptimierung

  • effizientere Organisation

  • Lieferantenwechsel

  • Losgrößenoptimierung

  • Auftragsgrößenreduzierung

  • Verwendung anderer/billigerer Materialien

2.7 Kosten überwachen

Die Zielkosten dürfen, im Gegensatz zur gängigen Praxis bei Plankosten, nicht überschritten werden. Ihre Einhaltung wird von den Abteilungen, denen sie zugeordnet sind, direkt überwacht.

Andere Formen des Zielkostenmanagements

Die feststehende Ausgangsgröße muss nicht der Marktpreis sein. Es ist auch möglich, bei bestehenden Strukturen mit optimaler Leistung bestehende Standardkosten zu Grunde zu legen.

Zurück
Nach oben