Doppelte Buchführung
Inhaltsübersicht
- 1.
-
2.System der doppelten Buchführung
- 2.1
-
2.2Das geschlossene Kontensystem
- 2.2.1
- 2.2.2
- 2.2.3
-
2.2.4Passiva
- 2.2.4.1
- 2.2.4.2
-
- 2.2.5
-
-
- 3.
1. Wesentliche Merkmale der doppelten Buchführung
Das Wesen der doppelten Buchführung besteht in der Erfassung jedes Geschäftsvorfalles sowohl in seiner Vermögens- als auch in seiner Erfolgsauswirkung. Jeder Vorgang wird im Gegensatz zur einfachen Buchführung doppelt gebucht, nämlich einmal im Soll und einmal im Haben. Die Buchungen erfolgen sowohl chronologisch als auch sachlich und kontenmäßig.
Dies führt zu einem Abschluss, in dem einerseits die Bilanz- und Bestandskonten die Vermögens- und Kapitalbestände ausweisen und andererseits die Konten der Gewinn- und Verlustrechnung die Erfolgskonten enthalten, aus denen die Erträge und Aufwendungen ersichtlich sind.
Der Saldo aus der Gewinn- und Verlustrechnung (Gewinn oder Verlust) ist ein Unterkonto des Eigenkapitalkontos, wird hierüber abgeschlossen und fließt somit in die Bilanz ein.
Die doppelte Buchführung ist also ein geschlossenes Kontensystem, das es ermöglicht, den Gewinn zweifach zu ermitteln:
-
als Saldo aus der Gewinn- und Verlustrechnung und
-
aus dem Betriebsvermögensvergleich (im Sinne des § 4 Abs. 1 EStG).
2. System der doppelten Buchführung
2.1 Allgemeiner Ablauf
Ausgehend von den Bilanzkonten der Bilanz zu Beginn eines Wirtschaftsjahres wird jeder laufende Geschäftsvorfall und jede Abschlussbuchung durch einen Buchungsvorgang erfasst. Jeder Buchung liegt ein Buchungssatz : Soll-Konto xxx EUR an Haben-Konto xxx EUR zugrunde. Sämtliche Buchungen sind zu belegen.
Aus der Entwicklung aller Soll- und Haben-Konten entstehen die Bilanzkonten der Bilanz zum Ende des Wirtschaftsjahres. Da bei jeder Buchung der Betrag des Soll-Kontos (xxx EUR) dem des Haben-Kontos entspricht, muss systembedingt auch die Summe aller Aktiva der Summe aller Passiva einer Bilanz entsprechen.
2.2 Das geschlossene Kontensystem
Das geschlossene Kontensystem lässt sich vereinfacht wie folgt darstellen:
2.2.1 Eröffnungsbilanz
In der Bilanz zu Beginn eines Wirtschaftsjahres (Eröffnungsbilanz) ist auf der Aktiv-Seite das Anlage- und Umlaufvermögen, auf der Passiv-Seite das Eigen- und Fremdkapital eines Betriebes erfasst.
2.2.2 Aktiva
Das Anlage- und Umlaufvermögen besteht aus einzelnen Sachkonten, auf denen die laufenden Geschäftsvorfälle und die Abschlussbuchungen (hier: insbesondere Abschreibungen und Ansatz der Inventurwerte) erfasst werden.
Zu jedem Sachkonto werden der Anfangsbestand und alle Zugänge im Soll erfasst, alle Abgänge werden im Haben erfasst. Der sich hieraus ergebende Saldo ist der Endbestand und wird ebenfalls im Haben erfasst.
Der Endbestand fließt in die Schlussbilanz.
2.2.3 Erfolgskonten
Alle gewinnwirksamen Geschäftsvorfälle und Abschlussbuchungen werden über die Erfolgskonten gebucht. Alle Aufwendungen werden im Soll, alle Erlöse im Haben erfasst. Alle Erfolgskonten werden in der Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst.
Bei einem Überschuss der Aufwendungen über die Erlöse wird der Saldo (Verlust) im Haben erfasst. Dieser mindert das Eigenkapital.
Ergibt sich ein Überschuss der Erlöse über die Aufwendungen wird der Saldo (Gewinn) im Soll erfasst. Dieser erhöht das Eigenkapital.
2.2.4 Passiva
2.2.4.1 Eigenkapital
Der Anfangsbestand und alle Zugänge werden im Haben erfasst, alle Abgänge werden im Soll erfasst.
Als Unterkonten des Eigenkapitals sind die Privatkonten zu erfassen (nur bei Einzel-Unternehmen und Personengesellschaften). Hier werden alle Entnahmen im Soll und alle Einlagen im Haben erfasst.
Bei einem Überschuss der Entnahmen über die Einlagen wird der Saldo (Entnahmeüberschuss) im Haben erfasst. Dieser mindert das Eigenkapital.
Ergibt sich ein Überschuss der Einlagen über die Entnahmen wird der Saldo (Einlageüberschuss) im Soll erfasst. Dieser erhöht das Eigenkapital.
Bei der Ermittlung des Eigenkapitals wird zudem der Gewinn oder Verlust berücksichtigt (2.2.3). Der Endbestand des Eigenkapitals fließt in die Schlussbilanz.
2.2.4.2 Fremdkapital
Das Fremdkapital besteht aus einzelnen Sachkonten, auf denen die laufenden Geschäftsvorfälle und die Abschlussbuchungen erfasst werden.
Zu jedem Sachkonto werden der Anfangsbestand und alle Zugänge im Haben erfasst, alle Abgänge werden im Soll erfasst. Der sich hieraus ergebende Saldo ist der Endbestand und wird ebenfalls im Soll erfasst.
Der Endbestand fließt in die Schlussbilanz.
2.2.5 Schlussbilanz
In der Bilanz zum Ende eines Wirtschaftsjahres (Schlussbilanz) werden die Aktiva und Passiva wie folgt ausgewiesen:
Die Endbestände aller Sachkonten des Anlage- und Umlaufvermögens werden auf der Aktiv-Seite der Schlussbilanz erfasst (2.2.2).
Der positive Endbestand des Eigenkapitals (2.2.4.1) wird auf der Passiv-Seite der Schlussbilanz erfasst, der negative Endbestand des Eigenkapitals auf der Aktiv-Seite.
Die Endbestände aller Fremdkapitalkonten werden auf der Passiv-Seite der Schlussbilanz erfasst.
Im Rahmen des Jahresabschlusses sind zudem ggf. aktive oder passive Rechnungsabgrenzungsposten zu bilanzieren.
3. Beispiel zur Systematik der doppelten Buchführung
Die vereinfachte Darstellung der Bilanz eines Einzelunternehmers zum 31.12.06 sieht wie folgt aus:
Aktiva |
Passiva |
|||
---|---|---|---|---|
in EUR |
in EUR |
|||
Grund und Boden |
50.000 |
Kapital |
300.000 |
|
Gebäude |
400.000 |
Verbindlichkeiten |
200.000 |
|
Fahrzeuge |
60.000 |
Rückstellungen |
50.000 |
|
Waren |
120.000 |
sonstige Passiva |
250.000 |
|
Bank |
30.000 |
|||
Kasse |
10.000 |
|||
sonstige Aktiva |
130.000 |
|||
————— |
————— |
|||
800.000 |
800.000 |
Im Jahre 07 ereignen sich folgende Geschäftsvorfälle:
- a)
Entnahmen Der Grund und Boden und das Gebäude werden zu Beginn des Jahres zum Teilwert von 600.000 EUR entnommen. Abschreibungen auf das Gebäude sind nicht zu buchen. Die Verbindlichkeiten stehen nicht im Zusammmenhang mit dem Grundstück. Buchungssatz:
Privatentnahme
600.000
Grund und Boden
50.000
an
Gebäude
400.000
Erträge
150.000
- b)
Einlage Der Unternehmer legt 5.000 EUR bar in die Kasse ein. Buchungssatz:
Kasse
5.000
an
Neueinlage
5.000
- c)
Wareneinkauf Der Unternehmer kauft am Ende des Jahres Waren für 10.000 EUR zzgl. 1.900 EUR USt ein. Zum 31.12.07 besteht eine entsprechende Schuld in Höhe von 11.900 EUR gegenüber dem Lieferanten. Buchungssatz:
Wareneinkauf
10.000
an
Verbindlichkeiten
11.900
Vorsteuer
1.900
- d)
Warenverkauf Es werden Waren für 20.000 EUR zzgl. 3.800 EUR USt verkauft. Das Geld wird im Jahr 07 auf das Betriebliche Bankkonto überwiesen. Buchungssatz:
Bank
23.800
an
Warenverkauf
20.000
USt
3.800
Im Rahmen des Jahresabschlusses sind folgende Sachverhalte zu berücksichtigen:
- e)
Fahrzeuge Die Fahrzeuge sind mit 20.000 EUR abzuschreiben Buchungssatz:
Afa
20.000
an
Fahrzeuge
20.000
- f)
Waren Die Waren werden im Rahmen der Inventur zum 31.12.07 mit 125.000 EUR bewertet. Der Bestand erhöht sich somit um 5.000 EUR. Buchungssatz:
Waren(bestand)
5.000
an
Ertrag
5.000
- g)
Rückstellungen Die Rückstellungen sind um 10.000 EUR zu erhöhen. Buchungssatz:
Aufwand
10.000
an
Rückstellungen
10.000
Daraus ergibt sich folgende Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 07:
Gewinn und Verlustrechnung |
||||
---|---|---|---|---|
Aufwendungen |
in EUR |
Erträge |
in EUR |
|
c) Wareneinkauf |
10.000 |
a) Entnahme Grundstück |
150.000 |
|
e) Afa |
20.000 |
d) Warenverkauf |
20.000 |
|
g) Rückstellungen |
10.000 |
f) Warenbestand |
5.000 |
|
Gewinn |
135.000 |
|||
——————- |
——————- |
|||
175.000 |
175.000 |
In der Schlussbilanz werden hier in vereinfachter Darstellung die durch die Geschäftsvorfälle und Abschlussbuchungen verursachten Änderungen der Endbestände (vgl. Tz. 2.2.5), die üblicherweise im Rahmen der Sachkonten außerhalb der Schlussbilanz erfolgen, zusammengefasst.
Das nunmehr negative Eigenkapital ist auf der Aktiv-Seite erfasst.
Die Bilanz zum 31.12.2007 einschließlich Kapitalkontenentwicklung hat danach folgendes Bild:
Aktiva |
Passiva |
||||||
in EUR |
in EUR |
in EUR |
in EUR |
||||
525.700 |
525.700 |
||||||
Grund und Boden |
50.000 |
Verbindlichkeiten |
200.000 |
||||
a) |
Abgang Entnahme |
– 50.000 |
c) |
Wareneinkauf |
11.900 |
||
0 |
0 |
211.900 |
211.900 |
||||
a) |
Gebäude |
400.000 |
Rückstellungen |
50.000 |
|||
Abgang Entnahme |
– 400.000 |
g) |
Erhöhung |
10.000 |
|||
0 |
0 |
60.000 |
60.000 |
||||
Fahrzeuge |
60.000 |
sonstige Passiva |
250.000 |
||||
e) |
abzgl. AfA |
– 20.000 |
d) |
USt |
3.800 |
||
40.000 |
40.0000 |
253.800 |
253.800 |
||||
Waren |
120.000 |
||||||
f) |
Bestandserhöhung |
5.000 |
|||||
125.000 |
125.000 |
||||||
Bank |
30.000 |
||||||
d) |
Warenverkauf |
23.800 |
|||||
53.800 |
53.800 |
||||||
Kasse |
10.000 |
||||||
b) |
Bar-Einlage |
5.000 |
|||||
15.000 |
15.000 |
||||||
sonstige Aktiva |
130.000 |
||||||
c) |
Vorsteuer |
1.900 |
|||||
131.900 |
131.900 |
||||||
Kapital |
|||||||
Anfangsbestand |
300.000 |
||||||
b) |
zzgl. Einlagen |
5.000 |
|||||
a) |
abzgl. Entnahmen |
– 600.000 |
|||||
zzgl. Gewinn |
135.000 |
||||||
Endbestand |
– 160.000 |
160.000 |
|||||
|
|
Der Betriebsvermögensvergleich nach § 4 Abs. 1 EStG ermittelt sich wie folgt:
Gewinn |
135.000 |
Betriebsvermögen 31.12.07 |
– 160.000 |
abzgl. Betriebsvermögen 1.1.07 |
– 300.000 |
zzgl. Entnahmen |
600.000 |
abzgl. Einlagen |
– 5.000 |
BetriebsvermögensvergleichEinfache BuchführungGuV-Rechnung